Juhu, unsere Dschungel Tour ist gebucht! Am 28.09 geht es für 5 Tage tief in den peruanischen Dschungel in ein kleines privat geführtes Reserve.

 

Per Flieger geht's einen Tag vorher von Lima nach Iquitos. Iquitos ist die größte Stadt der Welt, die nicht per Straße, sondern ausschließlich per Boot oder Flugzeug zu erreichen ist. Von der Stadt aus bietet sich ein erster Ausblick auf den riesigen Amazonas, der in der aktuellen Trockenzeit allerdings so wenig Wasser führt, wie schon lange nicht mehr.

 

 

Nach unserer Ankunft im zum Reserve gehörenden Hostel in Iquitos gibt es gleich ein kurzes Briefing mit ausführlichen Packinstruktionen (ausschließlich langärmlige Kleidung) sowie die äußerst wichtige Gummisiefel-Anprobe. Die nette Dame vermietet uns noch ein Fernglas und bietet nettweise an, auch noch zu prüfen, ob unsere Kleidung auch wirklich Dschungel-tauglich ist. Sie erklärt uns noch, dass wir gut verpflegt werden, wie die Fahrt abläuft und dass wir zwar leider nicht frühstücken können, weil wir zu früh los müssen am nächsten Morgen, aber dass sie uns Sandwiches schmieren wird zum Frühstück… Wirklich ein sehr netter Empfang! Wir kommen gerne auf das Angebot mit dem Dschungeltauglichkeits-Check zurück, was sich am Ende allerdings als unmöglich erweist…. Die Rezeption ist ab mittags unbesetzt und die nette Dame scheint wie vom Erdboden verschluckt. Zum Glück haben wir einen Schlüssel fürs Hostel bekommen und können kommen und gehen wann wir wollen. Andere Gäse haben leider nicht so viel Glück und müssen drauf hoffen, dass ihnen Hostel Gäste die Tür öffnen, wenn sie klingeln… Seltsam, aber ok… dann halt kein Dschungeltauglichkeits-Check für unsere Kleidung… wäre eh zu spat gewesen, um noch was anderes zu kaufen.

 

Tag 1: Los geht´s um 5 Uhr morgens: Die nette Dame von gestern ist immer noch verschwunden und mit ihr die Sandwiches… Also erst mal kein Frühstück… Wir fahren zusammen mit zwei Südkoreanern und unserem Guide mit dem Tuktuk zum Bus, dann 2 Stunden mit dem Bus nach Nauta, wo schon unser Speedboot wartet. Das Speedboot bringt uns den Amazonas-Zufluss Rio Ucayali hintunter bis nach Requena. Die Fahrt dauert gute 6 Stunden, da das Boot aufgrund des niedrigen Wasserstandes von 8 Metern unter normal weder besonders schnell fahren noch irgendwelche Abkürzungen nehmen kann. Immerhin gibt es Frühstück auf dem Boot: Ein Hühnchen-Sandwich.

In Requena gibt es dann ein kurzes Mittagessen, bevor wir in unser kleines Motorboot steigen, welches uns den Rio Tapiche hinunter bis zum Tapiche Reserve bringt. Die Fahrt dauert gute 5 Stunden und mittlerweile tut der Hintern doch etwas weh. Der Blick auf den immer unberührter werdenden Urwald sowie viele rosa und graue Flussdelfine entschädigt jedoch schnell.


Gegen Abend erreichen wir das Reserve, wo schon ein leckeres Essen auf uns wartet. Gegen halb 9 verabschieden wir uns in unsere Hütte und richtung Bett. Beim Rucksack auspacken begrüßt mich dann gleich eine Kakerlake IN meinem Rucksack…. Wie kommt die den bitte dahin….?! Einen kurzen Schreikrampf später muss Cristian den Rucksack vor der Tür auspacken und das Viech entfernen. Zum Glück war es nur eine und wir hatten alles gut in Packsäcken verstaut! Ich beschließe auf den Schock erst einmal duschen zu gehen, was allerdings nichts wird. Nachdem mir im Bad ebenfalls eine Kakerlake über den Weg läuft, muss Cristian zuerst Duschen… Willkommen im Dschungel! Schließlich versuchen wir totmüde ohne Begleitung von sehr renitenten Moskitos schnell unter unser Moskitonetz zu klettern, wo wir in unser Bett fallen. Der erste Tag ist überstanden und morgen geht es früh los in den Dschungel. Die Nacht ist für mich zumindest recht kurz. Erst höre ich Tiere auf unserem Dach (vermutlich Affen, da hinter unserer Hütte ein Obstbaum steht), dann sehe ich Augen draußen in der Dunkelheit umherschleichen (vermutlich Wasserschweine oder Tapire, wie sich später herausstellt) und in meinem Kopf spukt immernoch die Kakerlake aus dem Rucksack herum. Um 3 Uhr fängt dann noch der Haus-Hahn an zu krähen und um 4:45 Uhr klingelt auch schon der Wecker.

 

Tag 2: Das Frühstück morgens um 5 Uhr wird recht kurz gehalten: Es gibt Haferbrei und Tee. Später gibt es dann ein zweites Frühstück im Dschungel. Also Gummistiefel an, Anti-Moskito-Spray dran, Fernglas eingepackt und los geht’s; pünktlich zum Sonnenaufgang. Wir fahren mit einem kleinen Motorboot den Rio Tapiche noch ein Stückchen weiter hinunter. Der Dschungel hier ist faszinierend. Die Bäume stehen dicht an dicht bis ans Ufer und bilden eine auf den ersten Blick recht undurchdringbare grüne Wand. Der erste Halt erfolgt nach ein paar Minuten. Unser Guide zeigt auf einen Baum am Ufer, wo – wie jeden Morgen – ein Faultier hängt. Also schnell und möglichst leise das Fernglas ausgepackt und…. Unser erstes wildes Faultier ausgiebig angeschaut :) Kaum zu glauben, dass sich ein Wesen wirklich sooooo langsam bewegen kann!

Ein paar Minuten später halten wir erneut und schauen muksmäuschenstill und sehr angestrengt in die Baumwipfel, in denen es sich plötzlich nach ein paar Minuten Ruhe bewegt… Zum Vorschein kommen zwei rote Springaffen, die aber leider genauso schnell wieder weg sind, wie sie gekommen waren. Kurz vor unserer Anlegestelle halten wir nochmal. Diesmal sitzt ein Fischbussard (von den Einheimischen auch Mama vieja genannt, wegen der lustigen Äääh-Laute, die er von sich gibt) direkt in einem Baum am Ufer.

Wir halten an einer Stelle, an der das Ufergras undurchdringbar hoch scheint. Das stellt allerdings kein Problem für unseren einheimischen Guide Pedro und seine Machete dar – mit gekonnten Hieben ist innerhalb weniger Minuten ein Weg freigelegt, der dir Uferböschung hoch und direkt in den Dschungel führt.



Wir bekommen noch eine kurze Einführung in den richtigen Dschungel-Gang: NICHT schlurfen, sondern immer schön die Füße heben! (Der Mensch ist anscheinend das einzige Lebewesen, das schlurft und das wissen die klugen Urwaldbewohner ganz genau…) Wenn der Guide stehen bleibt, bleiben wir auch mucksmäuschenstill stehen und mindestens genauso wichtig: nicht reden! Unsere Guides können die Tiere hören und wenn wir quatschen, hören sie nichts, mit dem Ergebnis, dass wir keine Tiere sehen werden. Also geht es schweigend los.

 

Mittlerweile ist es kurz nach 6 und wir laufen schweigend und brav die Füße hebend durch unberührten Urwald auf der Suche nach seinen Bewohnern. Um halb 9 gibt es dann ein zweites Frühstück im Dschungel: Obst, Toast mit Dulche de Leche und Cracker. Mitttlerweile sind alle von uns mindestens einmal komplett durchgeschwitzt und triefend nass dank langer Kleidung, Anstrengung und Dschungel-Luftfeuchtigkeit. Die Moskitos freuts…. Nach dem Frühstück geht’s weiter, tiefer in den Dschungel. Nach einiger Zeit bleib unser Guide stehen und bedeutet uns, ihm so ruhig wie möglich zu folgen. Und tatsächlich…etliche Meter weiter wird der Blick frei auf ein weiteres aber diesmal schwangeres Faultier das neugierig in einem Baum in der Ferne hängt und ….. hängt und hängt und hängt….



Mindestens genauso faszinierend wie das Faultier an sich ist jedoch die Tatsache, dass unser Guide sagt, er hat das Faultier gehört…Mir bleibt es ein Rätsel, wie man etwas hören kann, was sich nicht oder zumindest so langsam wie ein Faultier bewegt – sehr beeinruckend! Die weitere Wanderung beschert uns schließlich unsere erste Begegnung mit Brüllaffen, die man zwischen 3 und 5 km weit hören kann. Ebenfalls sehr faszinierende, aber sehr scheue Tiere, die wir heute nur von Weitem zu Gesicht bekommen.

 

Auf dem Rückweg schlagen wir (oder besser: unser Guide) einen neuen Weg in den Dschungel. Wie es sich für einen ordentlichen, unberührten Dschungel gehört, erweist sich diese Aufgabe als äußerst schwierig und schweißtreibend und so brauchen wir für die letzten 700m (und gleichzeitig vemutlich die längsten 700m meines Lebens) zum Ufer geschlagene 2 Stunden! Ziemlich erledigt freuen wir uns auf eine Dusche im Camp und das Mittagessen.

 

Nach dem Mittagessen geht es auch gleich wieder weiter: Wir fahren mit dem Boot raus auf der Suche nach Schildkröteneiern, die die Guides ausgraben und im Camp wieder einbuddeln, um sie vor Wilderern zu schützen. Auf dem Weg sehen wir grüne Papageien und jede Menge andere Vögel am Uferrand und in den Baumwipfeln. Wir finden ganze 4 Nester und kommen mit ca. 140 Eiern zurück ins Camp.



Vor dem Abendessen versuchen wir noch kurz zu duschen, was sich allerdings als recht anspruchsvoll erweist, ohne von Moskitos halb aufgefressen zu werden… Licht und noch mehr Feutigkeit im mittlerweile dunklen Dschungel sind eine äußerst schlechte Kombination….Tag 2 geschafft.

 

Tag 3: Diese Nacht verlief (vorerst) ohne Kakerlaken und mit wesentlich mehr Schlaf; dafür aber auch mit mehr Moskitos…Da es noch dunkel ist und ich von Moskitos vorerst genug habe, beschließe ich, lieber im Dunkeln Zähne zu putzen. Mit einer Taschenlampe bewaffnet mache ich mich auf in unser Outtdoor Bad, wo mich eine Kakerlake auf meiner Zahnbürste sitzend begrüßt. Ich entscheide mich für eine spontane Planänderung: Cristian darf zuerst ins Bad!

 

Der Tag beginnt wieder um 5 Uhr mit Haferbrei und Tee. Danach geht es an anderer Stelle als am Vortag in den Dschungel. Auf dem Plan stehen ein 35m hoher Aussichtsbaum sowie eine Lagune mit Kaimanen. Auf dem Weg dorthin halten wir mehrere Mal mucksmäuschenstill an bis wir schließlich eine Gruppe von Brülaffen entdecken, die es sich wenige Meter über uns in den Bäumen bequem gemacht hat.



Nach einigen Minuten haben uns die Tiere dann schließlich auch entdeckt und starten ein lautes Abwehrgebrüll… Wir treten den Rückzug an und lassen sie in dem Glauben, uns verscheut zu haben. Gegen 10 Uhr erreichen wir dann den Aussichtsturm, der einen tollen Blick auf die Lagune und das Reservat bietet. In der Lagune schwimmt ein riesiger Kaiman in die Ferne davon und irgendwo planscht ein Manatee, das wir leider nur hören aber nicht sehen. Nach dem 2. Frühstück geht es mit dem Boot durch die Lagune, die zu einem Großteil von Wasserlilien zugewachsen ist. Hier kommt wieder die Machete zum Einsatz, mit dem sich unseer Guide einen Weg durch das Wassergewächs kämpft. Schließlich verharren wir an einer Stelle reglos im Wasser auf der Suche nach Babykaimane, die wir wenig später gut getarnt zwischen Wasserlilien entdecken, unser Guide angelt ein paar Fische und spielt ein bisschen mit den niedlichen Kleinen Raubtierfütterung, währrend wir begeistert mit gezückten Kameras das Spektakel beobachten.



Nachdem jeder von den Kleinen einen Fisch bekommen hat und keiner benachteiligt wurde machen wir uns auf den Rückweg durch den Dschungel. Auf dem Rückweg sehen wir nochmal eine Gruppe Brüllaffen und vor lauter Begeisterung für den Dschungel und seine Bewohner haben wir mittlerweile die Zeit vergessen. Mit knurrenden Mägen kommen wir am Boot an und stellen fest, dass es mittlerrrweile halb 5 ist. Mittagessen fällt heute wohl aus. Zurück im Camp gibt es dafür ein frühes Abendessen, bevor es zurück auf den Fluss geht zur nächtlichen Schildkröten-Rettungsaktion. Heute sind wir allerdings nicht erfolgreich und kehren nach 2 Stunden mit leeren Händen zurück ins Camp. 


Tag 4: … beginnt wieder um 5 Uhr mit Tee und Haferbrei; wir verzichten dankend auf das 1. Frühstück.

Heute geht es in getrennten Gruppen los durch den Dschungel. Der Vormittag beschert uns einen ausgiebigen Blick auf ein Kaimannest, viele verschiedene Vögel und eine ziemich große schwarz-gelb gemusterte Würgeschlange, die beschließt sich quer über den Weg zu legen. Die anderen hatten etwas mehr Glück und haben neben einigen Affen auch noch einen ziemlich großen Ameisenbären gesehen. Nachdem wir gegen 11 zurück im Camp sind, genießen wir unseren restlichen freien Vormittag mit einem Nickerchen in der Hängematte und starten später ausgeruht zum Nachmitagsprogramm: Piranha fischen.



Nach dem Mittagessen geht es – bewaffnet mit Frisch geschlagenen Angeln vom Vormittag – raus auf den Fluss. In der Aussicht auf ein leckeres Abendessen werfen wir hochmotiviert unsere Köder ins Wasser und fangen: …..erst mal nichts. Die Ausbeute besteht nach einiger Zeit lediglich aus ein paar Ästen, die wir an den Haken bekommen haben und schließlich fängt es auch noch an zu regnen. Da wir shon am Vortag gelernt haben, dass die Fische bei Regen nicht beißen, sinkt unsere Hoffnung, aber wir versuchen unser Glück dennoch weiter...Und tatsächlich: bei mir beißt etwas an. In meiner Angel-Unerfahrenheit ziehe ich allerdings wohl zu kräftig und ruckartig an meinem Fang, mit dem Ergebnis, dass mein vermeintlicher Fang mit meinem Köder und meiner abgebrochenen halben Angel von Dannen zieht. Mittlerweile regnet es so in Strömen, dass das Wasser oben aus den Gummistiefeln rausschwappt.

Zum Glück haben unsere Guides inzwischen einen Dschungel-Wels gefangen und so kehren wir triefend und zufrieden zurück zum Camp. Unser letzter Dschungelabend endet mit einem leckeren (fast selbst gefangenen) Fisch-Abendessen, bevor es am nächsten Tag zurück nach Iquitos geht.

 

Tag 5: Abreisetag: Auf dem Weg zurück in die Zivilisation sehen wir noch einmal viele Flussdelfine, Tucane und andere Vögel. Die Bootsfahrt verläuft im Wesentlich unspektakulär und in Requena steigen wir wieder um ins Speedboot. Der Speedboot Kapitän sorgt allerdings unterwegs noch für Spannnung: Wir sitzen in der 3. Reihe mit gutem Blick auf den Boardcomputer des Kapitäns und beoabachten gespannt, wie der Tiefenmesser 2m anzeigt… 1,50m…1,20m…0,9m…der Kapitän lenkt hektiscch nach links… dann hektisch nach rechts (bremsen wird überbewertet und wir fahren immer noch mit full-speed)… 0,7m… und rummmms…ein paar Sachen fliegen durch die Gegend, ein paar Einheimische quietschen und schreien kurz hysterisch und wir sitzen auf einer Sandbank auf. Ohne Rückwärtsgang gestaltet sich das Unterfangen das Boot von der Sandbank zu manövrieren allerdings sehr schwierig und so beschränkt sich der Kapitän darauf, einfach mit full-speed mal nach rechts, mal nach links zu lenken um uns seitlich von der Bank zu schaukeln. Nach einer guten halben Stunde hat diese Taktik dann auch auch endlich Erfolg und wir setzten unsere Fahrt richtung Nauta (fast) ohne weitere Zwischenfälle fort. Eine Stunde später taucht der Hafen von Nauta in der Ferne auf und Erleichterung macht sich breit, bald vom Boot zu kommen. Doch zu früh gefreut….unser Full-Speed-Befreiungs-Schaukel-Manöver vom Nachmittag sorgt dafür, dass uns ein paar hundert Meter vor der Anlegestelle das Benzin ausgeht und so stranden wir erst Mal auf der anderen Uferseite, mit Blick auf Nauta, und warten auf Benzin. Nachdem auch dieses Problem gelöst und die Busfahrt zurück nach Iquitos überstanden ist, freuen wir uns auf eine Dusche und ein bequemes Hostelbett. Also fix zum alten Hostel, unsere Sachen abholen und die Kaution vom Fernglas zurück bekommen. Hier stehen wir allerdings vor einem klitzekleinen Problem: Wie schon bei unserem Ersten Aufenthalt scheint die Rezeption unbesetzt zu sein und wir klingeln… und klingeln… und klingeln…und klingeln…vergeblich. Nach weiteren Klingelstürmen und ca 10 Minuten öffnet uns ein etwas verwirrtes Deutsches Pärchen und fragt, ob wir Gäste seien. Wir erklären kurz unsere Situation und erfahren, dass die Rezeptionistin mittags überstürzt das Hostel verlassen hat, mit dem Hinweis, sie müsse dringend zur Lodge, dass jetzt die Putzfrau “in charge” sei, dass aber vor ca. einer Stunde ihr Kind aufgetaucht sei, woraufhin auch die Putzfrau verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht sei und dass sonst niemand im Hostel sei. Wir haben Glück im Unglück: der Raum mit unserem Gepäck ist nicht (mehr) abgesperrt und so endet unser Dschungeltrip leider etwas chaotisch.